Die Hochstädter Lyriknächte

Eine "Hochstädter Lyriknacht in Erinnerung an Horst Bingel " zu gründen - diese Idee hatte mehrere Auslöser. Horst Bingel hatte in seiner Jugend im alten Schulhaus an der Hauptstraße, gegenüber der evangelischen Kirche gelebt. Sein Vater war dort Lehrer gewesen und so vielen Hochstädtern bekannt. Das erfuhr Horst Bingel am eigenen Leibe, als er in den 1980ern Hochstadt nach langer Zeit wieder neu für sich entdecken wollte. Er konnte nicht unerkannt das Gasthaus "Zur Goldenen Krone " besuchen. Die Hochstädter sprachen ihn an, allerdings weniger, weil sie ihn aus dem Fernsehen kannten, sondern mehr, weil er seinem Vater ungeheuer ähnlich sah, und viele sich so in ihre Schulzeit zurück versetzt fühlten. Da wurden die Erinnerungen ans "in der Ecke Stehen " wach und viele andere mehr.

Bingel war sogar in Hochstadt geblieben, als seine Eltern nach Hanau zogen. Er hatte in Hochstadt sein erstes Gedicht geschrieben und war von hier in die Literaten Gemeinde der Eremiten Presse des VauO Stomps in Stierstadt am Taunus aufgebrochen. Grund genug für die Stadt Maintal, in die die Gemeinde Hochstadt inzwischen aufgegangen war, und ihren damaligen Bürgermeister Erhard Rohrbach bei  Horst Bingels Tod im Jahre 2008 zu versprechen, sich an der Pflege des Erbes zu beteiligen.

Dies geschah dann zunächst in Form der Beteiligung an der Gründung der "Horst Bingel - Stiftung für Literatur e.V.". Zu den Gründungsmitgliedern der Stiftung zählt aber auch der in Hochstadt lebende "Literaturmotor", Initiator und Ideengeber Professor Heiner Boehncke. Er machte allen Beteiligten Mut für Hochstadt eine eigene Literaturveranstaltung ins Leben zu rufen.

So fand am 27. August 2010 die "Erste Hochstädter Lyriknacht in Erinnerung an Horst Bingel " statt. Ursprünglich im zweijährigen Rhythmus geplant, findet sie durch das Hinzukommen unseres Partners, der "Bürgerstiftung Maintal" inzwischen jährlich statt. Das Konzept der ersten Veranstaltung, kurze und vielfältige Lyriklesungen begleitet von Musik, hat sich bewährt und ist erhalten geblieben. 

Abwechslung entsteht durch die Beteiligung immer neuer Dichterinnen und Dichter und durch jeweils andere Musiker, wobei die auf die Texte abgestimmten Improvisationen Bernhardt Brand-Hofmeisters und Stephan Völkers vom Publikum besonders geschätzt werden. Wichtig ist schließlich auch die Pause, in der es außer einem Imbiss vor allem die Gelegenheit zu Gesprächen mit den Mitwirkenden gibt.